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T
de.wikipedia.org/wiki/Karl_Ludwig_Pfeiffer_(Literaturwissenschaftler)
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Das Symposion
Sozialer Zusammenhalt in Geschichte und Literatur
Weilerswist: Velbrück Wissenschaft, 2021
Fausts Frage, was die Welt im Innersten zusammenhält, ist häufig gesellschaftstheoretisch gedeutet worden. So verstanden macht sie die Kohäsionskräfte des sozialen Ganzen im Spannungsfeld von Individuum und Gemeinschaft zum Problem. Angesichts der aktuellen Verschärfung politischer, ökonomischer und kultureller Konflikte stellt sie sich brennender denn je.
Anschließend an Jacob Burckhardt und Georg Simmel sowie moderne Sozialtheorien wirft das vorliegende Buch die genannte Frage in provokanter weise auf. Es erhebt das Symposion, das Trinkgelage im frühen und klassischen Athen, zum Modell einer gelungenen Stiftung von Solidarität. Damit ist die Aufgabe gestellt, Verwandlungen oder problematischen Ersatzformen des Symposions nachzuspüren. Können etwa die von Proust beschriebenen Salons oder die englischen Clubs als Nachfolgeinstitutionen gelten?
Im Lichte kultur-, sozial- und literaturgeschichtlicher Quellen zeichnet K. Ludwig Pfeiffer den Formwandel des Sympotischen nach. Er identifiziert kritische Schwellen vor allem im 18. sowie im 20. Jahrhundert und erörtert, ob gegenwärtig Potentiale einer Versöhnung von Individualismus und Kommunitarismus existieren.
March 2018
K. Ludwig Pfeiffer
From Chaos to Catastrophe? Texts and the Transitionality of the Mind
Berlin/ Boston: Walter de Gruyter 2017/2018
K. Ludwig Pfeiffer
From Chaos to Catastrophe? Texts and the Transitionality of the Mind. Berlin/Boston: de Gruyter 2017/18
EXPOSÉ
Das vorliegende Projekt nimmt die Spannungen zwischen Bewusstseinsprozessen und Bewusstseinsprodukten (Weltbildern, Weltanschauungen, Ideologien, Denkmodellen, Meinungen usw.) und deren kulturgeschichtlichen Folgen in den Blick. Die Spannungen und ihre Folgen werden mit den im technischen Sinn zu verstehenden Titelbegriffen markiert. Dabei bezeichnet der auf Bewusstseinsprozesse bezogene Begriff des Chaos die Folgen kleiner Veränderungen operativer Ausgangsbedingungen, der auf Produkte und Folgen bezogene Begriff der Katastrophe die Diskontinuitäten, Bifurkationen in langsamen evolutionären Prozessen.
Das Buch bewegt sich in der Nähe von Gernot Böhmes Bewusstseinsformen (2. Aufl. Fink 2017), hebt aber sehr viel stärker auf die (bei Böhme nur indirekt angedeutete) ‚dramatische‘ Dynamik von Prozessen und Produkten ab. Bewusstseinsprozesse werden daher philosophisch (von William James und Jaspers über Dennett bis Metzinger), aber verstärkt auch neurobiologisch beschrieben (Edelman, Damasio, Ramachandra, Roth, Singer usw.). Zugleich greift die Arbeit auf ältere, evolutionär orientierte Theorien (Morin, Jaynes) zurück. Vor dem Hintergrund der referentiellen Intransparenz (Quine) weiter Wirklichkeitsbereiche spitzt das Projekt die Dramatik des Bewusstseinsgeschehens auf die bei Morin und Jaynes metaphorisch (!) als hysterisch oder schizophren charakterisierten Wirkungsformen zu (Teil I).
Ziel ist eine zumindest grob skizzierte kulturgeschichtliche und kulturkomparative Kosten-Nutzen-Rechnung der speziell im Westen dominierenden Übergänglichkeit (transitionality) von ‚chaotischen‘ Bewusstseinsprozessen in Produkte und deren oft ‚katastrophale‘ Implikationen.
Die zentrale These besteht dabei im zunehmenden Versagen oder Fehlen der Handlungsorientierung in den Bewusstseinsprodukten, also in einem auch durch Ethik-Entwürfe nicht mehr kompensierbaren Defizit, damit aber in der Schwäche vornehmlich westlicher Kulturen angesichts von ‚außen‘ kommender illiberaler, dogmatischer, fanatisierter, in der Summe vormoderner Handlungs- und Lebensform-Imperative.
Das Material für solche Analysen liefert ein überwiegend als literarisch zu bezeichnendes Spektrum an Texten. Im Mittelpunkt (Teil II) stehen biografisch und zugleich historisch angelegte Texte, aber auch deren Erweiterungen zu historischen Bewegungen wie Liberalismus und Aufklärung. Die biografisch-historische Anlage ermöglicht die modellhafte Verklammerung von Prozessen, Produkten und den auf Skizzen beschränkten geschichtlichen Kontexten; die Erweiterungen verdeutlichen die zur Selbstdemontage tendierenden Logiken von Weltbildern.
Detaillierter werden die funktionalen Zusammenhänge in einer Fallstudie (Teil III) zu dem in einem weiten Sinne christlich engagierten englischen Romanautor Nicholas Mosley und seinem Vater Oswald, dem britischen Faschistenführer in den 30er Jahren betrachtet. Die bewusstseinstheoretische Analyse vermag dabei die sowohl komplementäre wie gegenläufige hochgradige Entwirklichung der Politik wie aber auch die relative Haltlosigkeit liberal-aufgeklärt-christlicher Positionen zu beleuchten.
July 2015